Wann spricht man gesetzlich von Notdienstzeiten?
Wochentags ab 18 Uhr abends bis 8 Uhr morgens am nächsten Tag
am Wochenende von Freitag 18 Uhr bis Montag 8 Uhr
Was ist dabei zu beachten?
Es gilt eine Notfallgebühr von 50 € netto pro Fall. Dabei ist egal ob Hund, Katze oder Maus.
Auch ob es nur um Flohbefall geht oder um eine Frakturversorgung.
Zusätzlich wird der Leistungsfaktor der Gebührenordnung auf mindestens den 2 fachen bis maximal den 4 fachen Satz erhöht.
Na da verdienen die Tierärzte sich ja dumm und dusselig!
Könnte sein. Wenn ein echter Notfall hereinkommt und der einen Umsatz von 200 € ausmacht, dann hat es sich echt gelohnt.
Am Wochenende war man dann 60 Stunden eng angebunden und hat abzüglich der Umsatzsteuer ca. 165 € Umsatz generiert.
Das ist leider weit unter dem Mindestlohn….und eben auch leider das gesamte Wochenend geblockt.
Ja, es gibt immer noch den einen oder anderen Dinosaurier (wie ich hier), der das auf sich nimmt.
Dann müssen doch einfach nur Mitarbeiter angestellt werden!
Wenn das mal so einfach wäre. Die jetzige Generation ist – berechtigterweise – größtenteils nicht mehr dazu bereit.
Ich selbst habe noch 11 Tage in der ersten Klinik gearbeitet, begonnen um 7 Uhr und wenn es gut war gegen 22 Uhr Abends war Schluß. Nachts bei Notfällen zusätzlich und ein Gehalt von 1700 DM brutto.
Das entspräche heute ca. 1500 €. Und ja es war Ausbeutung, deshalb wurde bei uns auch eben schon immer auf die Arbeitszeiten geachtet.
Und dazu eine kleine Rechnung, wenn rund um die Uhr ein Tierarzt und eine Helferin zur Verfügung stehen soll, braucht es mit Urlaub, Krankenstand und eben auch Fortbildungen fünf Tierärzte und fünf Helferinnen.
Das kann man überschlagsweise zusammenrechnen: Gehalt ca. 40.000 € im Monat ohne die Kosten für Praxis Geräte etc….
Dazu kommt noch der Punkt, dass im Notdienst wirklich erfahrene Mitarbeiter im Einsatz sein müssen, um wirklich eine vernünftige Versorgung zu gewährleisten.
Dann sind wir aber nicht mehr bei 40.000€ pro Monat, sondern deutlich darüber.
Na, das kann sich doch rechnen!?
Natürlich! es gibt aber eben auch die Tage, an denen im Notdienst eben wenig los ist und dann gibt es sehr schnell ein Problem.
Bei uns ist es so, dass wir unsere eigenen Kunden und ihre Lieblinge sehr gut versorgen können. Dabei eben von der Zecke bis zur Magendrehung.
Mittlerweile werden aber von vielen Praxen die einfachen, nicht aufwendige Probleme übernommen, die anderen werden einfach weiter geschickt.
Deshalb gibt es auch ein immer größer werdendes Klinik sterben in Deutschland.
Kliniken müssen rund um die Uhr Patienten annehmen (Zumindest steht es so in der jeweiligen Berufsordnung).
Gleichzeitig geht bei vielen Praxen weder jemand außerhalb der Sprechzeiten an das Telefon, noch wird eine Notfallnummer genannt oder eine übernehmende Praxis. Obwohl dies vorgeschrieben ist.
Und wie sieht das bei Euch aus?
Wir nennen unsere Notfallnummer außerhalb der Sprechzeiten auf unserem Anrufbantworter. Sollten wir wirklich mal nicht erreichbar sein, bitten wir eine der Kliniken zu kontaktieren. Das kommt wirklich nur äußerst selten vor. Manchmal sind wir am Operieren und dann können wir nicht unmittelbar zurückrufen, Manchmal sind wir im Urlaub. Dann nennen wir unsere Vertretungspraxis.
Übrigens sind viele Notfälle keine echten Notfälle. Dafür kann niemand etwas. Woher soll man als Laie wissen, was jetzt ein Notfall ist. Allerdings macht es manchmal Sinn, nicht 3 Tage bis zum Wochenende auf das kranke Tier zu starren ;).
Dafür sind wir nahezu 24/7 über unser Notfalltelefon zu erreichen.
Mittlerweile stammen leider mehr als 60 Prozent der Anrufe nicht mehr von unseren Patientenbesitzern, sondern von Kunden aus fremden Praxen. Zum einen, weil die eigentliche Praxis nicht zu erreichen ist (nicht mal ein Anrufbeantworter), zum anderen, weil der zuständige Notdienstring auch nicht zu erreichen ist oder nur bis 22 Uhr (Ich persönlich frage mich da immer, warum es dann Notdienst heißt).
Und ganz ehrlich, ich kann nicht für alle anderen ohne Absprache die Notdienste übernehmen. Ich finde es auch nicht fair gegenüber den Patientenbesitzern, die regelmäßig normal in unsere Praxis kommen.
Warum?
Wenn ich in der Nacht für andere Kunden arbeite, dann bin ich irgendwann am nächsten Tag nicht mehr so einsatzfähig gegenüber den Kunden, die uns immer treu sind. Vielfach kommen die fremden Kunden aber normalerweise nicht zu uns, weil wir in ihren Augen deutlich teurer sind. Wobei der Schein da häufig trügt. Wir machen meist nur wesentlich aufwendigere Untersuchungen mit modernsten Equipment und das kostet eben etwas mehr.
Persönlich empfinde ich es auch nicht schön, dass ich nicht jeden Patienten annehmen kann, aber ich bin eben auch nur ein Mensch. Und ganz nebenbei ist es auch sinnvoll einen Praxis zu suchen, die einen ordentlichen Notdienst anbietet, denn diese Praxis kennt auch die Krankengeschichte Ihres Lieblings.
Wobei mit den neuen Medien wie PetsXL, das wir auch bei uns seit mehreren Monaten anbieten, viele Daten der Krankengeschichte auf dem Handy von Frauchen oder Herrchen gespeichert werden können.
Hier der Link dazu: PetsXL
Also werden wir auch weiterhin für unsere Patienten einen Notdienst anbieten. Und ich möchte mich auch bedanken, dass Sie uns die Treue halten.